Von Gstadt und Prien aus erreicht man mit einem Linienschiff der Chiemsee-Schifffahrt das ganze Jahr über die Herreninsel, die bis vor einigen Jahren noch Herrenwörth hieß. Sie ist die beliebteste aller Chiemsee-Inseln und lockt jährlich hunderttausende Besucher an. Der Charakter der Insel erinnert die älteren der Besucher ein wenig an Bullerbü, durch das viele Grün, die Gatter und die ursprünglichen Bebauungen. Die Herreninsel ist autofrei, wer sich dennoch lieber fahren lassen möchte, dem stehen eine Vielzahl von Pferdekutschen zur Verfügung, die den Charme der Insel nochmals verstärken.
Die Geschichte der Herreninsel
Der Herzog Tassilo III von Bayern gründete in der Zeit um 600 nach Christus ein Kloster auf der Insel, die Mönche residierten hier über mehrere Jahrhunderte hinweg ohne Einfluss von außerhalb. Das Kloster verlor nach zwölf Jahrhunderten im Zuge der Säkularisation das Besitztum, und die Insel wechselte mehrfach den Besitzer. Der berühmte bayrische Märchenkönig Ludwig II kaufte die Insel dann für 350.000 Gulden und wollte aus ihr sein eigenes kleines Paris gestalten.
Für den Bau des Schlosses Herrenchiemsee stand kein geringeres Gebäude Pate als das Pariser Schloss Versailles. Schloss Herrenchiemsee sollte selbstverständlich noch schöner und imposanter werden. Der Bau begann im Jahre 1878 und war das letzte große Bauprojekt des Königs. Er sollte am Ende nur wenige Tage darin wohnen können, ehe König Ludwig II entmündigt wurde. Sein Onkel Luitpold wurde als Prinzregent Nachfolger, und eine seiner ersten Amtshandlungen war die Aussetzung aller Baumaßnahmen.
Aus heutiger Sicht ist es natürlich sehr schade, dass das Schloss niemals vollständig fertiggestellt worden ist. Aus damaliger Sicht war es ein notwendiger Schritt, da der Märchenkönig mit seinen vielen Bauprojekten die Staatsfinanzen an den Rand des Ruins gebracht hat. Glücklicherweise waren die Baumaßnahmen aber sehr weit fortgeschritten, und das Schloss Herrenchiemsee ist mit seinem Park eine wahre Augenweide. Ein Besuch ist sehr lohnenswert, genauso, wie ein Spaziergang durch den herrlichen Park, der das Schloss umgibt.